Germaniawerft
Die Friedrich Krupp Germaniawerft AG in Kiel-Gaarden war die erste deutsche Werft, die in großem Umfang U-Boote baute. Sie begründete damit für Kiel eine Tradition, die noch immer andauert. Die Kieler HDW ist heute Weltmarktführer im konventionellen U-Boot-Bau.
Im 19. Jahrhunderts etablierten sich auf dem Ostufer der Kieler Förde drei Werften: Die Howaldtswerke an der Schwentinemündung, südlich davon die Königliche (später: Kaiserliche) Werft Kiel und etwa auf den Gebiet des heutigen Norwegenkais die Germaniawerft.
Mit der Ernennung Kiels zum Reichskriegshafen 1871 entstand hier das dringende Bedürfnis, auch Kriegsschiffe zu reparieren und zu bauen. Die drei Werften erlebten einen atemberaubenden Boom. Die Germaniawerft, inzwischen vom Krupp-Konzern übernommen, dehnte sich südlich bis fast zur Spitze der Förde auf bis dahin wenig genutztes Gelände aus. Die Belegschaft wuchs von 1.000 (1872) auf über 10.000 (1913) Mann an. Für die Kaiserliche Marine baute die Werft Panzerschiffe und Zerstörer, vor allem aber U-Boote.
Der Kran des Ausrüstungskais, unter dem im Roman die Leiche des Kranführers Fricke gefunden wurde, der später hinzugekommene Schwimmkran und die gläsernen Hellingen wurden zu stolzen Wahrzeichen der Stadt.
Nach dem Ersten Weltkrieg hielt sich die Germaniawerft mit dem Bau von Handelsschiffen über Wasser. Die Weltwirtschaftskrise ab 1929 überstand sie nur dank ihrer Zugehörigkeit zum
Krupp-Konzern, der ihre Verluste deckte. Nach Machtergreifung der Nazis erlebte die Werft erneut einen Boom. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Anlagen, soweit sie nicht zerstört waren,
demontiert. Die Germaniawerft löste sich als Unternehmen auf.
Das Gelände wurde später von den Howaldtswerken aufgekauft und im Wesentlichen als Lager- und Schrottplatz genutzt.
Heute befindet sich auf dem ehemaligen Werftgelände der Norwegenkai (in Höhe der ehemaligen Hellingen) und südlich davon Kai-City mit dem Germania-Hafen für Gastsegler und Traditionsschiffe. Das
einzige noch erhaltene Gebäude der Germaniawerft ist die 1939 erbaute Halle 400, in der damals eine Kupferschmiede, eine Zinnerei und eine Motorenwerkstatt betrieben wurde.
Blick von Südwest auf die Germaniawerft.
Rechts der Ausrüstungskai mit den Werkhallen und dem Ausrüstungskran. In der Mitte die gläsernen Hellinge, links der Schwimmkran, der meist am Ausrüstungskai aushalf.
In Vordergrund (am Westufer) ist das südliche Ende des Handelshafens zu sehen. Das Foto könnte von den Bahnschienen, die zum Hauptbahnhof führen, aufgenommen sein.
Das ist der Blick, den Rosenbaum hatte, als er zum ersten Mal mit dem Schnellzug in Kiel einfuhr.
Der Kran am Ausrüstungskai der Germaniawerft.
»Über 30 Meter hoch, eine Ausladung von fast 40 Meter und eine Tragkraft von 150 Tonnen bei 23 Meter, gebaut 1901 bei Bechem & Keetman in Duisburg«, schwoll es aus Claussens Brust.
»Zusammen mit einem Kran, der bei Breadmore & Co. in Glasgow steht, ist es derzeit der stärkste Schwerlastkran weltweit ...«
Unter diesem Kran wurde Fricke tot aufgefunden.
Der Ausrüstungskran mit einem U-Boot am Haken. Ein voll ausgerüstetes U-Boot konnte er allerdings nicht tragen. Der Kran schaffte eine Last bis 150
Tonnen; die größten U-Boote des Ersten Weltkrieges wogen über Wasser bis 2.000 Tonnen.
Blick von Nordwest auf die Germaniawerft.
Zu erkennen sind der stationäre Ausrüstungskran und rechts daneben der Schwimmkran. Im Vordergrund (Westufer) der Handelshafen.
Die vier gläsernen Hellinge der Germaniawerft. Weitere sechs nicht überdachte Hellinge liegen dahinter.
Blick von Nordost auf die Gießerei der Germaniawerft. Rechts die gläsernen Hellinge. In der Bildmitte ist der rückwärtige Teil der großen Werkhalle am Ausrüstungskai zu erkennen, dahinter der Kran.
Schiffsbauer der Germaniawerft.
Aufnahme von 1898.
Kai-City auf dem das Gelände der ehemaligen Germaniawerft (während der Kieler Woche 2013).